Exkursion im Fach Ethik ins Kepler Universitätsklinikum nach Linz

Zwei Stunden in der Forensischen Abteilung

Ein Nachmittag im Wagner-Jauregg in Linz – wir, die Ethik-Gruppe der 7. Klassen und der Herr Prof. Weilbuchner hatten uns für den 18. Juni ein wirklich anspruchsvolles Ausflugsziel vorgenommen (und bevor sich irgendwer Sorgen macht: wir waren alle psychisch kerngesund)

Nach der (dank der großzügig eingerechneten Zeitpuffer) problemlosen Zug-, Straßenbahn- und Busfahrt erreichten wir unser Ziel gegen 13 Uhr. Beeindruckt von der modernen und einladenden Architektur (seien wir uns ehrlich: unser Bild von psychiatrischen Einrichtungen war dank zahlreicher Filme eher von Misstrauen geprägt worden), wurden wir auch gleich von Christian Penzeneder, unserem Guide für die nächsten beiden Stunden, herzlich begrüßt.

Ohne wertvolle Zeit zu vergeuden, führte uns Herr Penzeneder sogleich in die Abteilung, die wir uns wohl am wenigsten erwartet hätten: die Forensik (also der Bereich für geistig abnorme Rechtsbrecher). Ein wenig mulmig wurde uns schon zu Mute als sich die doppelten Türen hinter uns schlossen. So ohne weiteres kam man da nicht einfach so hinaus.

Zu Beginn erhielten wir noch einige Grundinformationen und -zahlen zur Abteilung (unter anderen leiden 75% der eingelieferten Patienten an Schizophrenie, die Durchschnittsaufenthaltsdauer beträgt zwei Jahre), danach zeigte uns Herr Penzeneder die Räume für Ergotherapie. Was für schöne Bilder und andere Bastelarbeiten die Häftlinge herstellen, erstaunte uns alle!

Danach gingen wir ins erste Stockwerk, in die Räume, in denen die Patienten wirklich leben. Das hatten wir uns nicht erwartet, immerhin kann man in ein Gefängnis nicht einfach so hineinspazieren, aber Herr Penzeneder erklärte uns nachher, dass das behandelnde Team der Forensik im Gegensatz zu normalen Justizanstalten über sehr viel Selbstbestimmung verfügt. Unter anderem können Patienten im positivsten Fall Ausflüge in die Stadt unternehmen oder Angehörige besuchen, im schlimmsten Fall können Telefonate mit Verwandten oder Bekannten verboten werden oder die Patienten unter Zwang auf ein Bett geschnallt werden (das passiert aber nur im äußersten Notfall einer psychischen Krise, wenn sonst keine andere Möglichkeit mehr besteht). Beeindruckt (und um ehrlich zu sein auch abgeschreckt) haben uns diese Erzählungen alle Mal.

Der Anblick der Patienten war eines der einprägsamsten Erlebnisse. Allein am starren Blick oder dem langsamen, schlürfenden Gang erkannte man, dass diese Menschen in ihrer eigenen Welt lebten und diese auch nicht so bald verlassen würden. Tatsächlich ist eine Rückkehr ins normale Alltagsleben für sie in der Regel unmöglich, was auch an den hohen Dosen an Medikament liegt, die sie einnehmen müssen (von der wöchentlichen Dosis einer Dame hätten wir als gesamte Gruppe – rund 15 Leute – ein Monat lang schlafen können).

Der Besuch eines Patientenzimmers stellte den Abschluss unserer Führung dar. Die helle und durch das verwendete Holz einladende Atmosphäre konnte trotzdem die Gitter vor dem Fenster und die Videokamera in einer Zimmerecke nicht verstecken. Es war kein Ort, an dem man sich daheim fühlen konnte.

Nach der genauen und verständlichen Beantwortung zahlreicher noch offener Fragen war unsere Führung auch schon zu Ende. Bei der anschließenden Zugfahrt waren wir bei weitem nicht so fröhlich und unbeschwert wie bei der Hinfahrt. Die Stimmung war nachdenklich. Mit Sicherheit wird keiner von uns in Zukunft mehr voreilige Witze über psychisch kranke Menschen oder psychiatrische Einrichtungen machen.

Vielen herzlichen Dank an den Herrn Professor Weilbuchner, der uns diesen besonderen Ausflug ermöglicht hat und an den Herrn Penzeneder, dem es durch seine lockere Art gelang, uns die Forensik spannend näherzubringen ohne ihr seine Ernsthaftigkeit zu nehmen!

(Bericht von Francesca Hemetsberger)

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